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Die Lumbalpunktion: Eine nobelpreiswürdige Entwicklung

Heute ist die Lumbalpunktion eine Routinemethode in der Medizin zur Gewinnung von Liquor, der Flüssigkeit, die Gehirn und Rückenmark umspült. Bereits die alten Ägypter wussten, dass Liquor das Gehirn umgibt. Hippokrates (460-370 v. Chr.) vermutete, dass der Hydrocephalus (krankhafte Zunahme des Kopfumfanges) auf eine vermehrte Liquorbildung zurückgehe. Quincke hat 1891 als Erster bei solchen Patienten durch eine Punktion der Wirbelsäule im Lumbalbereich den zu viel produzierten Liquor abgelassen, um den Patienten den hämmernden und unerträglichen Kopfschmerz zu nehmen. Mit dieser Methode hat Quincke das Tor zu einer biochemischen Untersuchung des Liquors geöffnet und damit einen direkten diagnostischen Zugang zum Zustand des Gehirns geschaffen. Gegenüber diesem neuen diagnostischen Ansatz ist heute die Nutzung der Lumbalpunktion zur Behandlung des Hydrocephalus deutlich in den Hintergrund getreten. Für die Entwicklung der diagnostischen Möglichkeiten der Lumbalpunktion zur Untersuchung des Organs Gehirn wurde Quincke mehrmals für den Nobelpreis vorgeschlagen, hat diese Auszeichnung aber letztlich nicht erhalten.

Durchführung einer Lumbalpunktion

Bildquelle: Montage aus Quincke (1902) Die Technik der Lumbalpunction. Urban & Schwarzenberg, Abb. 1
und 2

Instrument ist eine von einer Führungsnadel (1) gelenkte Hohlnadel (2) mit Ansatzstück (3) für weitere Instrumente (hier Steigrohr zur Druckmessung, (4). Beim liegenden Patienten wird nach gründlicher Desinfektion unterhalb des Lendenwirbelkörpers (5), gelber Punkt) die Punktions-nadel in den Wirbelkanal eingestochen (in diesem Bereich ist kein Rückenmark vorhanden).